Barrierefreie Website: Das ist wichtig für Unternehmen

So wie wir bei Architektur darauf achten, dass sie ebenso von Menschen mit Einschränkungen begehbar ist, können wir im Internet genauso dafür sorgen, dass alle Menschen es problemlos nutzen können. Das geht über sogenannte barrierefreie Websites, die darauf ausgelegt sind, Menschen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen den Zugang zu digitalen Inhalten zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen. Wie genau eine barrierefreie Seite aufgebaut ist und welche rechtlichen Vorgaben für Deine Unternehmensseite relevant sind, erklären wir Dir in diesem Artikel.

Was ist eine barrierefreie Website?

Eine barrierefreie Website ist so aufgebaut und gestaltet, dass sie für alle Internetnutzer zugänglich ist – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen. Barrierefreie Seiten sind also gleichermaßen von Sehbehinderten, gehörlosen oder motorisch eingeschränkten Menschen nutzbar, indem sie zum Beispiel den Einsatz von Screenreadern, Braillezeilen und anderen speziellen Eingabegeräten ermöglichen.

Menschen mit Behinderung machen mit 80 Millionen Menschen einen signifikanten Teil der EU-Bevölkerung aus – und sind somit sicher auch Teil Deiner Zielgruppe. Eine barrierefreie Website sorgt dafür, dass diese Menschen nicht ausgeschlossen werden, wenn sie Deine digitalen Angebote in Anspruch nehmen möchten. Und im Allgemeinen führt der Aufbau einer barrierefreien Seite auch dazu, dass sie insgesamt nutzerfreundlicher und zugänglicher wird, also auch nicht eingeschränkte Menschen von ihr profitieren.

Wenn Du eine barrierefreie Website erstellen möchtest, planst Du diesen Aspekt am besten von vornherein in die Gestaltung mit ein. Aber auch eine bereits bestehende Website kannst Du zu einer barrierefreien Website umgestalten. Barrierefreiheit beginnt bereits mit der Auswahl geeigneter Farben und der Einstellung der richtigen Kontraste, um sehbehinderten Nutzern das Lesen zu erleichtern. Aber auch interaktive Elemente wie zum Beispiel Formulare oder das Navigationsmenü spielen eine wichtige Rolle.

Barrierefreie Website: Gesetz und rechtliche Pflichten

In Deutschland ist die Barrierefreiheit von bestimmten Websites und mobilen Anwendungen gesetzlich vorgeschrieben, so zum Beispiel für Universitäten, Krankenhäuser und öffentliche Institutionen. Die Grundlage dafür bilden Paragraph 4 und 12 des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG). Dort steht, dass die von dem Gesetz betroffenen Websites barrierefrei gestaltet werden müssen, sodass auch Menschen mit Behinderung die dort bereitgestellten Inhalte ohne Nachteile einsehen können.

Barrierefreie Website: Pflicht für Unternehmen?

Durch den European Accessibility Act wird sich 2025 so einiges ändern: Dann sind nicht mehr nur öffentliche Institutionen betroffen, sondern auch private Unternehmen. Im Prinzip muss dann jede E-Commerce-Seite barrierefrei und für alle Menschen zugänglich sein. Deutschland setzt diese EU-Richtlinien in seinem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) um.

Das heißt: Sobald Dein Unternehmen online Dienstleistungen oder Produkte anbietet, muss auch Deine Seite insgesamt barrierefrei gestaltet sein. Umso wichtiger, dass Du Dich frühzeitig darüber informierst, was eine barrierefreie Seite ausmacht und wie Du die rechtlichen Richtlinien erfüllen kannst.

Was zeichnet eine barrierefreie Website aus?

Die Merkmale, die eine Website barrierefrei machen, lassen sich zunächst einmal in drei Kategorien unterteilen: eine gestalterische, eine technische und eine inhaltliche. Bei der Gestaltung geht es darum, dass eine Website auch unter Einschränkungen leicht zugänglich und gut zu navigieren ist.

Bei der Technik hingegen spielt die HTML-Struktur der Seite eine Rolle, damit der Text von Screenreadern und Braillezeilen ausgelesen werden kann, die sehbehinderten Menschen das Lesen der Website-Inhalte ermöglicht. Und inhaltlich sollte eine barrierefreie Website natürlich so verständlich wie möglich sein.

Gestaltung einer barrierefreien Website

Das Design einer barrierefreien Website ist so klar und einfach wie möglich. Eine nachvollziehbare Struktur der Inhalte, gut lesbare Schriftarten und ein hoher Farbkontrast sind hierbei wichtige Faktoren, die eingeschränkten Menschen das Lesen Deiner Seite erleichtern. Interaktive Elemente wie Formulare oder Links sollten groß genug und leicht zu benutzen sein. Und Deine multimedialen Inhalte wie zum Beispiel Videos oder Audioformate müssen mit Untertiteln, Transkriptionen oder alternativen Beschreibungen versehen sein.

Diese gestalterischen Elemente solltest Du bei Deiner barrierefreien Website berücksichtigen:

• Wähle eine Schrift aus, die gut lesbar ist. Viele Fonts sehen interessant aus, sind aber für sehbehinderte Menschen nicht gut geeignet.
• Die Schrift sollte auch groß genug sein.
• Achte darauf, dass Deine Seite einen möglichst hohen Farbkontrast aufweist. Dunkelgraue Schrift auf hellgrauem Grund zum Beispiel ist für viele Menschen gar nicht zu lesen.
• Videos oder Audioformate müssen mit entsprechenden Untertiteln oder Transkriptionen versehen sein.

Technische Merkmale einer barrierefreien Website

Eine barrierefreie Website ist nicht nur so gestaltet, dass sie es Menschen mit Einschränkungen ermöglicht, problemlos durch Deine Seite zu navigieren. Die Barrierefreiheit beginnt bereits beim technischen Aufbau der Seite: Eine korrekte HTML-Syntax sorgt zum Beispiel dafür, dass Deine Seite von Screenreadern ausgelesen werden kann, die Deine Texte für eingeschränkte Menschen zugänglich machen können.

Viele Menschen mit Seheinschränkungen nutzen nämlich Screenreader, um den Text, den sie ja nicht sehen können, in ein Audio-Format umzuwandeln oder zum Beispiel mittels einer Braillezeile in Blindenschrift anzeigen zu lassen. Damit der Screenreader Deine Seite korrekt auslesen kann, müssen also beispielsweise die Überschriften Deiner Texte semantisch korrekt ausgewiesen sein und Deine Bilder und Videos einen passenden Alternativtext (Alt-Tag) aufweisen.

Eine barrierefreie Website sollte diese technischen Eigenschaften haben:

• Semantisch korrekter HTML-Code sorgt dafür, dass Deine Seite vollständig und fehlerfrei von Screenreadern und anderen assistiven Technologien ausgelesen werden kann. Das ist besonders wichtig bei Texten, Tabellen und Formularen auf Deiner Seite.
• Bilder und Grafiken auf Deiner Seite sollten einen passenden Alternativtext aufweisen, damit Screenreader jenen Menschen, die Bilder nur eingeschränkt sehen können, eine passende Beschreibung liefern können.
• Elemente einer barrierefreien Website sollten sich ohne Probleme vergrößern lassen.
• Die Navigation einer barrierefreien Website sollte auch ohne Maus (auf dem Desktop) bzw. ohne Handbewegungen (auf dem Smartphone) möglich sein.

Inhaltliche Merkmale einer barrierefreien Website

Die Inhalte einer barrierefreien Website müssen so aufbereitet sein, dass sie für möglichst viele Nutzer zugänglich sind. Das heißt, dass Deine Texte leicht verständlich sein und mit möglichst wenig Fachbegriffen auskommen sollten. Zusätzlich kannst Du Texte in einfacher bzw. leichter Sprache anbieten. Wie genau leichte Sprache aufgebaut ist und welche Regeln gelten, erfährst Du zum Beispiel hier.

Barrierefreie Website testen

Um Deine Website auf Barrierefreiheit zu testen, stehen Dir verschiedene Tools zur Verfügung, wie zum Beispiel WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool) oder Lighthouse von Google. Die Anwendungen überprüfen Deine Seite auf die gängigen Kriterien für Barrierefreiheit und geben Dir erste Hinweise darauf, wo Du Deine Seite noch verbessern kannst.

Damit Du weißt, wie es sich für Menschen mit Einschränkungen anfühlt, durch Deine Seite zu navigieren, kannst Du auch selbst Deine Seite auf Barrierefreiheit testen. Du kannst zum Beispiel einen Screenreader benutzen und schauen, ob Deine Texte korrekt ausgelesen werden, oder ob es noch Optimierungsbedarf gibt. Wie Du mit dem Screenreader NVDA Deine Seite auf Barrierefreiheit testest, wird hier erklärt.

Barrierefreie Website Checkliste: Alle relevanten Punkte im Überblick

• Ist die Schrift auf Deiner Seite gut lesbar?
• Hast Du Farben mit einem ausreichend großen Kontrast ausgewählt?
• Ist die Navigation durch Deine Seite nachvollziehbar?
• Gibt es zusätzliche Navigationsmethoden, also z. B. ein Suchfenster oder ein Inhaltsverzeichnis?
• Können Nutzer durch Deine Website mit der Tastatur navigieren?
• Ist die HTML-Struktur Deiner Seite korrekt? Wird also zum Beispiel Sprache auch als solche gekennzeichnet, damit sie vom Screenreader erfasst werden kann? Und werden unterschiedliche HTML-Elemente für unterschiedliche Inhalte verwendet?
• Sind auch Deine multimedialen Inhalte mit den passenden Attributen und alternativen Texten versehen, damit sie von Screenreadern ausgelesen werden können?

Fazit

Eine barrierefreie Website spielt spätestens ab 2025 eine wichtige Rolle für Unternehmen. Denn dann tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in Kraft, das Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Seite barrierefrei zu gestalten. Umso wichtiger, dass Du Dich so früh wie möglich damit auseinandersetzt, welche Elemente eine barrierefreie Seite ausmachen und welche Anforderungen Du erfüllen musst.